Dein Potsdam
Winzerberg in Potsdam, Foto: PMSG SPSG André Stiebitz
Terrassen vor Schloss Sanssouci, Foto: PMSG SPSG Julia Nimke 
Königlicher Weinberg, Foto: PMSG SPSG Julia Nimke

Dein Potsdam-Küchengeflüster – August 2023

Einmal im Monat nimmt dich die Genusstrainerin und Gastrosophin Katrine Lihn mit auf eine Entdeckungsreise durch Potsdams Töpfe und Pfannen. Mit ihren inspirierenden Rezepten kannst du das Potsdam-Gefühl auch zu Hause kulinarisch erleben. Dieses Mal zum Genießen: Königliche Tarte.

Nicht nur Könige, auch Adlige und höher gestellte Beamte heg(t)en den Wunsch nach einem eigenen Weinberg. Die Aussicht auf köstliche Trauben, sich den kühlen Wein über die Lippen rinnen zu lassen –  Ja, das ist eine exzellente Vorstellung. Potsdam liegt auf dem 52° Breitengrad, eher im Norden und dennoch wächst der Wein hier gar prächtig, darum gibt es auch mehr als nur einen „Berg“.

Passend dazu ein Satz, der Friedrich II. in den Mund gelegt wird: „Nur das ist wahrer Reichtum, was die Erde hervorbringt.“  Zu seinem Vorhaben, Obst, Gemüse und Wein anbauen zu lassen passt er zu hundert Prozent. Prosit!, möge das Vorhaben gelingen. Na, wir schauen mal auf die einzelnen Weinberge.

Weinterrassen direkt vor der Tür

Unterhalb des Schlosses Sanssouci wurden bereits 1747 breite Weinterrassen aufgebaut, darin fanden unterschiedlichste Obst- und Rebsorten einen Platz. Diese von Stützmauern gehaltenen Bereiche sind heute noch zu sehen. Die berühmte Treppe, die vom Schloss herunter zur großen Fontäne führt, zieht besonders beim Hochgehen die Blicke auf die mit Glas geschützten Bereiche. Obst und Gemüse wachsen heute wieder dort. Vereinzelt auch einige kleinstämmige Rebsorten. Wie an vielen anderen Stellen in Potsdams Parkanlagen lassen sich Gemüse und Obstanbau bestaunen. Eine Art des urbanen Gärtnerns, um die königlichen Wünsche bei Tische zu erfüllen. Heute eine willkommene Art in den Großstädten „Urbanität“ und ein neues Bewusstsein für heimische Produkte zu erwecken.

Zu Zeiten Friedrich II. war der Weinanbau an diesem Platz leider nicht von wirklichem Erfolg gekrönt, andere Plätze und auch Sorten sollen weiterhelfen. Direkt vis-à-vis von Schloss Sanssouci wurde unterhalb des damaligen Mühlenbergs eine weitere Terrassenanlage aufgebaut.

Der kleine Winzerberg

1763 ließ Friedrich II. als eine Art „königliche Erweiterung“ eine fünfer Treppenlage errichten. Dort sollten vor allem feines Obst und Trauben sowie frisches Gemüse für die königliche Tafel angebaut werden.

Doch damals – wie auch heute – benötigen der Wein- und Obstanbau Zeit, Geduld und auch ein entsprechendes Budget, um erste Erfolge erzielen zu können. Sowohl die Weinterrassen als auch der kleine Winzerberg brachten nicht den Ertrag, den Friedrich II. sich wünschte. Ein König, zudem ein erfolgreicher Mann, wollte sich nicht mit diesen „Misserfolgen“ abfinden. Es musste doch möglich sein, königlichen Wein anzubauen. Also bitte!

Ein Fachmann musste her

So wurde eine weitere Fläche als Weinanbaugebiet auserkoren und ein Meister seines Faches aus dem Rheinland nach Potsdam beordert. Der König war entzückt vom Weinbauer Werley, der auch als Soldat in der Garde gedient hatte und sich bereits ein Jahr zuvor dem König mit der Idee eines Weinbaugebietes nach rheinischer Art angedient hatte.

Der Königliche Weinberg am Klausberg

1769 begannen nun die Arbeiten zum Königlichen Weinberg. Drei verglaste Treibmauern wurden aufgebaut und dem Rheinländer Werley wurde ein eigenes Wohnhaus errichtet, das Drachenhaus oberhalb des Weinberges. Klug seine Untergebenen auf diese Art zu binden. Das Drachenhaus ist heute ein wundervoller Ausflugsort – dies sei am Rande erwähnt.

Um es gleich etwas salopp vorwegzunehmen, der Weinbaumeister Werley konnte die erwünschten Erfolge auch nicht leisten. Der König jedoch ließ nicht locker. Sein bester Hofgärtner – Heinrich Christian Eckstein (1719– 96) musste sich dem Obst- und Rebenanbau widmen. Und siehe da, die königliche Tafel wurde reich beschenkt, mit Trauben, Pfirsichen, Aprikosen, Äpfeln und feinsten Mispeln. Die Obstspaliere waren besonders tragreich, der König kam daher zu dem Entschluss, 1785 die Fläche zu vergrößern.

Weitere hundert Jahre später entstanden nach französischem Vorbild zusätzliche Flächen mit besonderen Spalieren, um exotische Früchte anzubauen, das besondere Augenmerk lag auf Pfirsichen. Auch Platz für Birnen-, Kirsch- und Apfelbäume wird geschaffen. Verantwortlich zeichnet der französische Gartenbauspezialist Alexis Lepère.

Ab dem Jahr 1999 wurden diese Lepèrschen Mauern restauriert und im Zuge der Bundesgarten im Jahr 2001 am Königlichen Weinberg am Klausberg mit Pfirsch- Birnbäumen und auch Rebstöcken zu neuem Leben erweckt.

Potsdamer Weintafeln

Tafelfreuden, gemütliche Stunden mit Freunden zu verbringen, das weckt ein ganz besonderes Lebensgefühl. Zur Potsdamer Schlössernacht wird die Potsdamer Weintafel aufgebaut. Am Samstag, dem 19. August 2023 lässt sich ein festliches Gefühl in Mitten des Königlichen Weinberges am Klausberg erleben. Willkommen!

Eine rustikale Brandenburger Tafel lädt zum Genießen ein. Serviert werden Weine vom Königlichen Weinberg (versteht sich!), aus Brandenburg an der Havel und aus dem Rheingau. Ein Hoch auf die Weinbaukunst, dazu noch ein Bonmot vom „Alten Fritz“: „Nichts ist unvernünftiger, als sich den Freuden zu versagen.“ Von mir gibt es dazu einen bunten Tomaten-, Pfirsich-, Traubensalat, der passt bestens zur königlichen Tarte. Bitteschön!

Ach und in den Monaten Juni bis September öffnet der Königliche Weinberg zur Bacchusstunde donnerstags und freitags von 17 bis 20 Uhr seine Pforten. Den Königen sei Dank für ihre Bemühungen, den Weinanbau in Potsdam zu etablieren.

Hier gibt's die Rezeptkarte zum Download.

 

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Potsdamer Genusstrainerin und Gastrosophin

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