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Gedenkstätte Lindenstraße, Foto: PMSG/ André Stiebitz
Gedenkstätte Lindenstraße, Foto: PMSG/ André Stiebitz
Gedenkstätte Lindenstraße, Foto: PMSG/ André Stiebitz
Gedenkstätte Lindenstraße, Foto: PMSG/ André Stiebitz

Bewegte Geschichte – Gedenkstätte Lindenstraße

In die Pflaster des Gehweges einer Seitenstraße der verkehrsberuhigten Brandenburger Straße sind Hinweise eingelassenen, die den Besucher zu einem besonderen Ort führen: in die Lindenstraße. Es ist ein barockes Stadtpalais mit einer im Holländischen Stil gestalteten Fassade. Die vergitterten Fenster geben einen ersten Hinweis auf die Geschichte und Nutzung dieses Gebäudes. Eine große Hofeinfahrt führt uns in einen Gebäudekomplex, den man so von der Straße nicht erahnen würde. Ehemals als Gerichts- und Gefängnisgebäude genutzt, befindet sich hier heute eine Gedenkstätte. Sie trägt den Namen der Straße, in der sie ansässig ist: Lindenstraße.

Wie kam es dazu, dass nach der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten dieser düstere Ort an dieser Stelle erhalten wurde? Es gab sicher Pläne, einen Teil des Geländes abzureißen – es handelt sich ja um eine gefragte Innenstadtlage. Eine Fördergemeinschaft hat seit 1995 dafür gekämpft, diesen Ort als Gedenkstätte zu erhalten. Die Stiftung verfolgt gemäß ihrer Satzung "vor allem das Ziel, die Geschichte der NS-Diktatur, der sowjetischen Besatzungsherrschaft und der SED-Diktatur und ihrer Opfer zu erforschen und zu dokumentieren, den Einsatz für Freiheit und Menschenrechte sowie die Überwindung der SED-Diktatur biographisch zu veranschaulichen und zu würdigen und das Gedenken an das menschliche Leid der Verfolgten wach zu halten." Die Mitglieder haben Geld gesammelt und damit eine große Skulptur des Bildhauers Wieland Förster erworben. Diese Skulptur mit dem Namen „Das Opfer“ wurde der Stadt unter der Bedingung überlassen, dass sie im ehemaligen Gefängnishof aufgestellt wird; damit war der Ort gesichert und wurde im selben Jahr noch zur Gedenkstätte.

Die Gedenkstätte kann von Individualbesucher*innen spontan besucht werden. Eine multimediale Dauerausstellung führt durch die verschiedenen zeitlichen Epochen dieses Gebäudes. Hier erfahren wir von den bewegenden Schicksalen der Menschen, die während der NS-Diktatur, der sowjetischen Besatzungszeit und der SED-Diktatur aus politischen Gründen inhaftiert und verurteilt wurden. Aber auch von Menschen, die 1989/90 dazu beitrugen, die SED-Diktatur zu überwinden.

Der Besuch dieses Gebäudes und der Ausstellung, diesem Ort der politischen Verfolgung und Gewalt mitten in der Stadt erschüttert. Die Vorstellung, wie Menschen wochen- und zum Teil monatelang in den kleinen Zellen eingesperrt waren, ihrer Freiheit beraubt wurden, weil sie eine andere politische Überzeugung hatten oder ein Grundrecht für sich in Anspruch genommen haben, wühlt einen nachhaltig auf. In der Auseinandersetzung mit dieser Seite eines autoritären Staates wird immer wieder klar, wie kostbar die Errungenschaften der Werte der Demokratie sind. An diesem Ort ist buchstäblich hautnah erfahrbar, dass wir uns immer wieder – auch im eigenen Alltag – für Freiheit und Demokratie einsetzen müssen.

Informationen für deinen Besuch

Jeden Samstag zwischen 14 und 17 Uhr sind Live Speaker vor Ort, erkennbar am Fragezeichen auf dem Namensschild. Sie beantworten deine Fragen oder erzählen kleine Geschichten zum Thema. Die Gedenkstätte Lindenstraße ist Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr (letzter Einlass 17:30 Uhr) geöffnet (Stand: 30. September 2020). Du findest sie in der Lindenstraße 54, 14467 Potsdam. Anfahrt per Tram 91, 94, 98, Bus 605, 614, 692, 695 bis zur Haltestelle Dortustraße oder per Tram 92, 96 bis zur Haltestelle Brandenburger Straße. Es gibt einen Ausstellungsleitfaden in fünf Fremdsprachen an sowie in Kürze auch einen Audioguide auf Deutsch/ Englisch.

Auch in der Gruppe kann die Ausstellung besucht werden. Diese muss vorab angemeldet werden und ist auf max. 10 Personen beschränkt. Für Gruppen werden Führungen in verschiedenen Sprachen sowie Workshops zu den unterschiedlichen Epochen/ Themen angeboten. Alle Formate richten sich an Jugendliche aber auch Erwachsene.

Bei dem geführten Rundgang „Berliner Mauer – Spuren der Teilung“ der PMSG Potsdam Marketing und Service GmbH begibst du dich auf eine Zeitreise in die deutsche Vergangenheit. Der Spaziergang ist gespickt mit bewegenden Geschichten von Schicksalen, Grenzgängern und Agenten rund um die deutsch-deutsche Teilung. Er startet an der Glienicker Brücke, auch als Agentenbrücke bekannt geworden, später Sinnbild für die Deutsche Einheit. Von dort geht es entlang des ehemaligen Grenzverlaufs durch den Neuen Garten bis zur einstigen Grenzübergangsstelle Nedlitz. Der geführte Rundgang findet von Mai bis Oktober, jedem 2. Sontag im Monat, statt.

Für deinen Besuch gelten die aktuellen Hygiene- und Abstandsregeln. Bitte beachte, dass alle veröffentlichten Informationen, Veranstaltungen sowie Öffnungszeiten unter Vorbehalt stehen. Bei Fragen wende dich gern an unser Service Center – telefonisch unter +49 (0)331 2755 88 99 oder per E-Mail an info@potsdamtourismus.de.

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Mitarbeiterin Contentredaktion, PMSG Potsdam Marketing und Service GmbH

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