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Drachenhaus, Foto: SPSG/ PMSG André Stiebitz
Sizilianischer Garten im Park Sanssouci, Foto: SPSG/ PMSG André Stiebitz
Sizilianischer Garten im Park Sanssouci, Foto: SPSG/ PMSG André Stiebitz
Orangerieschloss im Park Sanssouci, Foto: SPSG/ PMSG André Stiebitz
Orangerieschloss im Park Sanssouci, Foto: SPSG/ PMSG André Stiebitz
Maulbeerbaum in der Lennéschen Feldflur, Foto: PMSG/ Nadine Redlich

Friedrichs Traum von der Seidenproduktion – Ein Spaziergang entlang der Maulbeerallee

Auf diesem Sommerspaziergang entführe ich dich in die Potsdamer Maulbeerallee. Sie verläuft von der Historischen Mühle beim Schloss Sanssouci und endet am Neuen Palais. Die herrschaftlichen Gebäude und Gartenanlagen entlang der Maulbeerallee inspirieren durch die Vielfalt der mediterranen Vegetation, begeistern durch das Italienflair und durch die Weinkultur aus der Zeit Friedrichs des Großen.

Zur Geschichte der Seidenproduktion

Die Maulbeere ist mittlerweile eine echte Potsdamer „Ureinwohnerin“. Sie wurde nicht nur hier, sondern überall in Brandenburg kultiviert. Das lag nicht etwa an den leckeren, süßen Früchten dieses Baumes. Vielmehr waren es die Blätter – die Leibspeise der Seidenspinner. Mit dem Anbau der Maulbeere wollten sich die Hohenzollern ihren Traum von eigener Seide erfüllen.

Obwohl sich das Brandenburger Klima als nicht ideal für die Kultivierung der Maulbeerbäume erwies und die Züchtung der Seidenraupen mühsame Arbeit war, entwickelte sich die Seidenproduktion seit dem 17. Jahrhundert zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor in Brandenburg. Bereits der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm legte 1685 die ersten Plantagen weißer Maulbeerbäume in Potsdam an. Vor allem die französischen Hugenotten, die im Rahmen des Toleranzedikts von 1685 nach Brandenburg einwanderten, brachten das Wissen um die Seiden-produktion mit.

Friedrich Wilhelm I., der „Soldatenkönig“, ließ die Seide für die Herstellung von Strümpfen, Haarbändern oder zum Sticken der Orden für die gesamte Armee produzieren. Friedrich II. machte die Seidenproduktion professioneller – durch mehr Kontrolle, Arbeitsteilung, Qualifizierung und finanzielle Unterstützungen für Seidenproduzenten. Er förderte seine Seidenherstellung mit großem Ehrgeiz und strenger Disziplin. Sein Ziel war es, Preußen von teuren Seidenimporten unabhängig zu machen. Dazu „wünschte“ er sich von jedem Bauern dessen fleißige Mitbeteiligung beim Anbau. Jeder Maulbeerbaum zählte und war kostbar für die Seidenproduktion. Es stand unter Strafe, Maulbeerbäume abzuholzen.

Die Bauern waren jedoch mit der aufwendigen und mühsamen Arbeit der empfindlichen Seidenraupenzucht und deren Fütterung überfordert. Eine Seidenraupe verlangte Unmengen von Maulbeerblättern, ohne die sie nicht überlebensfähig war. Selbst die Schüler des ehemaligen Militär-Waisenhauses mussten dem königlichen Befehl folgen und waren in den Sommermonaten die wichtigsten Arbeitskräfte bei der Blätterernte. Potsdam und Berlin bildeten das Zentrum der Seidenproduktion in Preußen.

Die Maulbeerplantagen standen an der Langen Brücke in Potsdam, in Geltow, in Sacrow und in Bornim. Circa 600.000 Bäume soll es zu Friedrichs II. Zeiten in ganz Brandenburg gegeben haben, über 1 Mio. Maulbeerbäume in ganz Preußen.

Für die Präsentation seines Luxusgutes Seide bestimmte Friedrich II. gezielt seine Lieblingsstadt Potsdam. Die schönsten Schöpfungen und die hochwertigste Mustersammlung stellte er im Neuen Palais aus, wo bis heute die zahlreichen Seidengewebe als Tapeten, Vorhänge und Möbelbezüge zu bewundern sind. Trotz der vielen Bemühungen wurde die Seidenproduktion in Brandenburg letztlich aber kein lohnender Wirtschaftszweig. Napoleon hob das Importverbot nach seinem Sieg über Preußen 1806 auf, was zur Einführung billigerer Produkte aus Frankreich und damit zum Niedergang der Produktion führte.

Einer der letzten Potsdamer „Ureinwohner“ ist ein weißer Maulbeerbaum auf dem Weberplatz in Potsdam-Babelsberg. Mit seinem Umfang von ca. 3,7 m gehört er zu einem Naturdenkmal Potsdams. Die Maulbeerallee am Park Sanssouci trägt ihren Namen hingegen nur noch als historisches Vermächtnis. Im Zuge der Neugestaltung des Parks im 19. Jahrhundert wurden die namensgebenden Bäume durch Linden ersetzt. Lediglich zwei der alten Maulbeerbäume sind heute noch in der Straße zu finden.

Eine malerische Allee von Maulbeerbäumen kann man in der Lennéschen Feldflur durchwandern. Der historische Bestand an Maulbeerbäumen wurde im Jahr 1997 in Vorbereitung auf die Bundesgartenschau 2001 um 200 weitere Bäume erweitert. Bei einem Spaziergang durch die Feldflur lässt sich nicht nur die herrliche Weite genießen, sondern im Juni / Juli auch das süß-saftige Erlebnis beim Verkosten der Beeren.

Die schönsten Orte entlang der Maulbeerallee

Die Gestaltung der Maulbeerallee geht auf die Italiensehnsucht König Friedrich Wilhelms IV. zurück, anlässlich seiner grandiosen Bauprojekte in Potsdam. Die als Pendant angelegten zwei Gärten auf der Maulbeerallee – der Sizilianische und der Nordische Garten – bilden mit ihren jeweiligen Pflanzenarten einen Süd- und Nordkontrast.   

Den Sizilianischen Garten betritt man durch das Löwentor. Der Garten ist durch eine sogenannte Futtermauer für die antiken Skulpturen abgegrenzt, welche dann mit einer Seelöwenfontäne auf der Mauerbalustrade gekrönt wird. Von hier aus gedeiht ein Mediterraner Garten mit Palmen und subtropischen Kübelpflanzen, mit Wassergeplätscher der Brunnen und dichten Laubengängen.

Im Sizilianischen Garten wird die Sehnsucht nach Italien besonders deutlich. Die durch den Gartenarchitekten Peter Josef Lenné gestaltete schöne Sichtachse stellt den Bezug zum Nordischen Garten auf der anderen Seite der Maulbeerallee her. Dorthin gelangt man durch das Felsentor mit der Adlerfigur, der eine Schlange gefangen hat. Der Nordische Garten bietet einen Aussichtsaltan auf die Gartenparterre mit zwei weiteren Potsdamer Exoten, den männlichen und weiblichen Ginkgo-Bäumen. Diese Exoten aus China, die in jedem Klima wachsen und als besonders resistent gegen Hitze, Feuer und Schädlinge gelten, waren auch bei den preußischen Königen beliebt und überall im Park Sanssouci integriert. Ginkgos können 1000 Jahre alt werden.

Durch die leuchtende Gelbfärbung der Blätter ergibt sich besonders im Herbst ein kräftiger Kontrast zur Umgebung. Während die Bäume schön aussehen, verbreiten deren reife, gelbe, mirabellenähnliche Früchte allerdings einen penetranten und üblen Geruch. Falls man mit diesen Früchten in Berührung kommt, wird man den Geruch lange nicht los.

Das Orangerieschloss der Höhepunkt an der Maulbeerallee

Spazieren wir weiter zum Orangerieschloss. Von der Maulbeerallee erreicht man über die kaiserliche Jubiläumsterrasse das Orangerieschloss. Der auch als „Romantiker auf dem Thron“ und als Hobbyarchitekt bekannte König Friedrich Wilhelm IV., verwirklichte hier, wie schon erwähnt, sein grandioses Projekt einer „Via Triumphale“. Dazu gehörte auch der Bau des Orangerieschlosses.
Das Schloss entstand anhand seiner Skizzen, nach den Vorbildern der römischen Villa Medici und der Uffizien in Florenz.

Gebaut 1861 präsentiert sich das Schloss mit einer Serliana (Rundbogen) und den Säulengängen eines hervorgehobenen Mittelbaus. In den seitlich angebauten langgezogenen westlichen und östlichen Pflanzenhallen, in den Orangerien, überstehen zahlreiche exotische Pflanzen die Wintermonate. Nach dem die Exoten aus dem Winterschlaf erwachen, werden die Pflanzen in Kübeln auf die Sommerterrasse herausgefahren. Die Blütenpracht der Orangerieterrasse, die duftenden Pflanzen sowie die kleinen Kräutergärtchen sind im Sommer ein besonderes Erlebnis!

Wie bei allen italienischen Villen, fehlt es auch dem Orangerieschloss nicht an einem reichen Programm an Fassadenskulpturen. Die allegorischen Figuren erzählen von den Jahreszeiten, personifizieren die Monate und die Künste. Eine der schönsten Skulpturen auf der Terrasse ist für mich die Bronzefigur der sitzenden, kranzwerfenden Viktoria mit Engelsflügeln.

In den Sommermonaten bietet das Orangerieschloss immer wieder eine geradezu bezaubernde Kulisse für klassische Konzerte und Veranstaltungen, wie zum Beispiel für die berühmte Potsdamer Schlössernacht.

Der Spaziergang neigt sich mit dem Besuch des Paradiesgartens dem Ende zu. Wie der Name verrät, richtete hier König Friedrich Wilhelm IV. seiner Familie einen Rückzugsort ein. Den Garten mit italienisierendem Stibadium (Tempelchen) mit integriertem Impluvium (ein Wasserbecken zum Auffangen des Regenwassers) und einer Marmorkaskade nannte er sein „Paradeisgärtl“. Auch hier schuf er damit ein wenig Italiengefühl! Im 18. Jahrhundert befand sich an dieser Stelle auch eine Maulbeerplantage. Heute gehört der Paradiesgarten zum Botanischen Garten der Universität Potsdam. 

Königlicher Abschluss des Spaziergangs

Nach einem langen Spaziergang entlang der Maulbeerallee bietet sich ein Aufstieg zum ehemaligen königlichen Weinberg und ein Besuch des Drachenhauses an. Das ehemalige Gartenhäuschen des Winzers am Hofe Friedrichs des Großen, wurde im Stil einer chinesischen Pagode errichtet und beherbergt heute ein gehobenes Restaurant. Auf dessen sonniger Terrasse direkt am Weinberg, lässt sich der Spaziergang bei einem Glas Wein „Regent“ (vom wiederhergestellten Königlichen Weinberg Potsdam) ausklingen – mit Italien im Sinn.

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Mitarbeiterin Tourist Information, PMSG Potsdam Marketing und Service GmbH

Genuss zum Mitnehmen – in der Havelregion

Ich fahre gern Fahrrad. Und ich mag es unterwegs einzukehren, um leckere regionale Produkte zu probieren. „Genuss zum Mitnehmen“ in der Havelregion scheint genau diese beiden Vorlieben zu verbinden. Es beteiligen sich Hofläden, Cafés, Restaurants und Einzelhändler aus dem Havelland und Potsdam – kurz, der Havelregion. Tolle Aktion. An jeder Station bekommt man frische, regionale Produkte.
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