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Römische Bäder im Park Sanssouci, Foto: PMSG/ SPSG André Stiebitz
Römische Bäder im Park Sanssouci, Foto: PMSG/ SPSG André Stiebitz
Römische Bäder im Park Sanssouci, Foto: PMSG/ SPSG André Stiebitz
Römische Bäder im Park Sanssouci, Foto: PMSG/ SPSG André Stiebitz

Ein Spaziergang auf den Spuren alter und neuer Ansichten

Es ist ein warmer Sommertag in Potsdam: ideales Wetter für einen Spaziergang in einen der herrlichen Parks. So habe ich mich heute nach Dienstschluss mit einer Kollegin für den Park Sanssouci verabredet. Die Sonne scheint, der Himmel leuchtet blau und ein leichter Nachmittagswind erfrischt die Luft. Wir parken unsere Fahrräder am Seiteneingang des Parks in der Zimmerstraße. Auf dem Gelände des ehemaligen Hans-Otto-Theaters am Rande des Park Sanssouci entstand erst kürzlich ein neuer interessanter Gebäudekomplex für die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg.

An diesem Standort arbeiten Mitarbeiter des Wissenschafts- und Restaurierungszentrum. Ich stelle mir vor wie in den großzügigen Ateliers alte Bilderrahmen oder Wandteppiche restauriert werden. Und das in einem sehr gelungenen modernen Umfeld von Bestandsbauten und Parkfläche: Altes wurde aufgenommen und in neue Ideen umgesetzt. Die Fassaden sind mit hellem Backstein gestaltet und lehnen sich stilistisch an das Motiv des Gewächshauses an – eine ansprechende moderne Interpretation. Gestaffelte Höhen und Satteldächer vermitteln zwischen dem Park und den Bestandsbauten. Welch‘ ein inspirierender Ort. Das bringt mich auf eine Idee: Nicht weit von hier gibt es eine feine kleine Ausstellung, die neben historischen Aufnahmen der Schlösser in Berlin und Brandenburg vor allem Fotografien von Schloss- und Gartenensembles, die vor 1945 als Museumsschlösser zur preußischen Schlösserverwaltung gehörten und oft nicht mehr erhalten sind, zeigt. Das wollen wir uns ansehen!

Ein Stückchen entlang der Lennéstraße und dann durch den „Affengang“ gelangen wir in den Park Sanssouci: Unser Ziel ist ein im 19. Jahrhundert wahr gewordener architektonischer Traum vom Landhausleben in Italien: es ist das Gebäude-Ensemble Römische Bäder im südwestlichen Teil des Parks von Sanssouci. Hier erwartet uns neben einem herrlichen Blumengarten, die Ausstellung „Das Gläserne Gedächtnis“ mit historischen Ansichten der Preußischen Schlösser und Gärten.

Wir staunen: In 5 kleinen Räumen der Villa wird eine anregende Auswahl von interessanten Exponaten präsentiert, die uns so nebenbei eine Geschichtsstunde über die Zeit von 1900 bis Ende des 2. Weltkrieges vermittelt. Der Einführung folgt die Zuordnung in das Thema Potsdam/Berlin, dann geht es um den Osten des Deutschen Reiches (heute Polen: Schloss Breslau und die Marienburg; Russland: Schloss Königsberg), dann Hessen & Rheinland-Pfalz (die ehemaligen Rheinprovinzen gingen 1815 an Preußen) und im letzten Raum gibt es eine Darstellung des Alltags in den Schlössern und Gärten mit Fotos von dem Schiff Royal Louise von 1905, Arbeiter in den Anlagen und Gärten. Großes Interesse haben wir für die Aufnahmen vom zugefrorenen Heilige See mit der Ansicht auf das Marmorpalais. Die Berliner Vorstadt war vor knapp 100 Jahren kaum bebaut! Ein anderes Bild zeigt das Orangerie Schloss mit riesigen astronomischen Geräten – umringt von staunenden Familien. Dieses Foto entstand vermutlich um 1910 und illustriert eine Episode der deutschen Kolonialgeschichte in Fernost.

Nach 30 Minuten verlassen wir die Innenräume und tauchen in das zauberhafte Ambiente dieser Anlage ein. Hier hat die Italiensehnsucht der Preußenherrscher ihren ganz besonderen Ausdruck wiedergefunden: Halb im Landhausstil gehalten und halb als Kopie antiker Villen, hier eine Pergola mit Weinlaub und Säulenfragmente, dort Wandmalereien im Stil Pompejis. Lauter romantische Zitate und Erinnerungen an das Land „wo die Zitronen blüh’n“.

Doch die Bäder waren nicht als Nachahmung römischer Thermalquellen errichtet, sondern ausschließlich als architektonische Kreation geplant. Hier wurde nie gebadet, was allerdings naheliegend und auch verlockend wäre. Man saß einfach dort und es genoss, diesen Ort zu haben: als Inspiration – quasi wie eine Zeitreise. So wie wir das heute empfinden.

Die Skizzen zu den „Römischen Bädern“, die zwischen 1829 und 1840 von den Hofbaumeistern Karl Friedrich Schinkel und Ludwig Persius realisiert wurden, stammen übrigens von Friedrich Wilhelm IV., der wohl nicht nur König, sondern auch gerne Architekt geworden wäre.

Seit 1990 gehört das Gebäude-Ensemble, einschließlich der Gartenanlagen und zum Unesco-Welterbe „Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin“ und steht unter Denkmalschutz. Leider nagt auch hier der Zahn der Zeit. Die Römischen Bäder stehen ganz oben auf der Dringlichkeitsliste der Schlösserstiftung, der zu renovierenden Denkmäler – im nächsten Jahr soll es so weit sein: es wird sicherlich eine Grundsanierung werden.

Wir flanieren zurück zum Parkausgang. Wie schön: dieser späte Nachmittag hat uns eine kleine Auszeit mit Italienflair beschert und uns mit vielen neuen Eindrücken über historische Ansichten bereichert.

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Mitarbeiterin Contentredaktion, PMSG Potsdam Marketing und Service GmbH

Ein verstecktes Juwel im Park Sanssouci – Das Chinesische Haus

Park Sanssouci – Das sind satte grüne Wiesen, feuerrote Buchen und sommerlich bunte Blumenpracht wie zu Zeiten Friedrichs des Großen (1740–86). Malerisch eingebettet in diese Gartenlandschaft findet man die Schlösser, die sich die Monarchen, häufig nach bereits bestehenden Gebäuden in ganz Europa, bauen ließen.
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